Direkt zum Inhalt
online seit 11.04.2022

Love-Scam – Wie unterstütze ich Betroffene?

Hilfe! Mein Mutter, mein Onkel, meine Bekannte liebt eine:n Internetbetrüger:in. Für Außenstehende ist der Fall meist klar: Die Internetliebe ist ein:e Betrüger:in. Das Opfer möchte dies aber nicht glauben und überweist immer wieder Geld. Was tun? Wie können Sie Opfer von Liebesbetrüger:innen unterstützen?

Liebesbetrug oder Love-Scam ist eine Betrugsmasche, bei der Kriminelle mit Internetbekanntschaften eine Liebesbeziehung aufbauen. Über einen langen Zeitraum hinweg werden die Opfer fürsorglich umgarnt, lange Gespräche geführt und Vertrauen aufgebaut. Echte Treffen kommen meist nicht zustande. Irgendwann gerät die neue Liebe in eine Notlage und bittet um Geld. Die Opfer, die bereits tiefe Gefühle empfinden und von einem schlechten Gewissen geplagt werden, wenn sie der Person nicht helfen, überweisen dann auch.

Opfer möchten nichts von Betrug wissen

Wahrscheinlich haben Sie die betroffene Person schon auf Ihren Verdacht hingewiesen. Opfer möchten aber nichts davon hören. Sie sind in ihrer eigenen Blase gefangen und haben vielleicht sogar das Gefühl, Sie würden ihnen den Traummann:die Traumfrau nicht gönnen. Das stößt wiederum bei Ihnen auf Unverständnis und Ärger.

info icon

Bedenken Sie aber:

Love-Scam zielt auf Menschen ab, die sich stark nach Liebe und einer Partnerschaft sehen. Dieses Bedürfnis wird von der neuen Internetliebe erfüllt. Natürlich fällt es Opfern schwer, dieses neugewonnene Glück aufzugeben. Erkennen Sie dieses Bedürfnis an und versuchen Sie es zu verstehen.

Betroffene vor weiteren Verlusten bewahren – Das können Sie tun:

Im Internet recherchieren und beraten lassen

Informieren Sie sich zunächst über die Betrugsmasche, suchen Sie Erfahrungsberichte und Informationen im Internet. Bei der Watchlist Internet finden Sie zahlreiche Artikel über unterschiedliche Formen von Love-Scam. Im Folgenden einige Beispiele

Wenden Sie sich an die Watchlist Internet. ExpertInnen der Watchlist Internet klären mit Ihnen, ob es sich tatsächlich um Betrug handelt. Auch das Bundeskriminalamt bietet Unterstützung und Opferhilfe an.

Opfer nicht unter Druck setzen

Sie möchten das Opfer vor weiteren Überweisungen schützen, die Person möchte aber nicht auf Sie hören? Das stößt bei Ihnen wahrscheinlich auf Unverständnis und Ärger. Vielleicht geraten Sie sogar in Streit. Wichtig ist: Bleiben Sie unbedingt in Kontakt und setzen Sie das Opfer nicht unter Druck. Der Person ein Ultimatum zu stellen, ist der falsche Weg. Bieten Sie Ihre Schulter und ein offenes Ohr an. Versuchen Sie ruhig mit der Person zu sprechen und geben Sie der Person das Gefühl, sich nicht schämen zu müssen.

Betrug „beweisen“

Versuchen Sie mit Beweisen aufzuzeigen, warum es sich um Betrug handelt. Legen Sie z. B. Artikel oder Erfahrungsberichte vor. Vielleicht haben Sie sich auch bei der Watchlist Internet beraten lassen? Möglicherweise hilft die Beurteilung des Falles von Betrugsexpert:innen dabei, dem Opfer die Augen zu öffnen. Früher oder später wird die Person den Betrug einsehen, Sie benötigen aber wahrscheinlich mehrere Anläufe. Seien Sie dabei aber immer verständnisvoll und niemals respektlos. Opfer sind sehr verletzlich, auch Scham spielt eine große Rolle!

Keine Schuldzuweisung

Das Opfer ist nicht schuld! Die Person wurde zum Opfer einer emotionalen Grausamkeit. Helfen Sie dem Opfer dabei, den Schmerz und die Scham zu überwinden. Haben Sie ein offenes Ohr oder verweisen Sie auf psychologische Hilfe. Auch Selbsthilfegruppen können bei der Verarbeitung des Vorfalls hilfreich sein!

Bedürfnis nach Liebe und Zuneigung anders befriedigen

Finden Sie gemeinsam Alternativen, wie die Bedürfnisse der Person erfüllt werden können. Schlagen Sie gemeinsame Unternehmungen vor oder motivieren Sie die Person einem Verein oder Freizeitklub beizutreten. Internet-Dating kann auch weiterhin eine Option sein, nicht jeder Internetflirt ist betrügerisch. Empfehlen Sie eventuell kostenpflichtige Dating-Plattformen wie Parship und zeigen Sie auf, wie Liebesbetrüger:innen entlarvt werden können.

Tipps für Opfer
  • Kein Geld mehr überweisen. Auch keine Güter oder Gutschein-Codes!

  • Kontakt abbrechen und den Betrüger oder die Betrügerin auf allen Kanälen blockieren. In den Privatsphäre-Leitfäden von Saferinternet.at finden Sie Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie Sie Personen auf unterschiedlichen Sozialen Netzwerken blockieren und melden.

  • Anzeige erstatten. Dafür alle Beweise und Informationen zum Betrug (Kontodaten, Telefonnummer, E-Mail-Adressen, Chatverläufe, Profilname, Bilder etc.) zum nächsten Polizeiposten mitbringen.

  • Vorsicht vor Folgebetrug. Sehr häufig nehmen Kriminelle Opfer erneut ins Visier – meist erst einige Zeit später. Warnen Sie Love-Scamming-Opfer vor vermeintlichen Unterstützer:innen wie Interpol, Verwandte der Betrüger:innen, ausländische Polizeibehörden oder Opferanwält:innen.

  • Unterstützung holen. Um der vermeintlichen Liebe zu helfen, nehmen Opfer oftmals sogar Kredite auf. Die Schuldenberatung unterstützt bei finanziellen Problemen.

Link kopiert