„Cold Chat“ Wie Kriminelle mit Kaltakquise an ihre Opfer kommen
Die Watchlist Internet beobachtet eine besorgniserregende Zunahme von Betrugsfällen, bei denen Kriminelle auf „Kaltakquise“ setzen. Opfer werden dabei durch Direktansprache auf Social Media Kanälen oder über Messenger rekrutiert. In einem zunächst harmlosen Gespräch, wird nach und nach Vertrauen aufgebaut, abseits der Öffentlichkeit schnappt die Falle zu: Betroffene landen häufig auf betrügerischen Trading-Plattformen oder erhalten exklusive Kontakte zu „Finanz-Gurus“.
„Hallo Paul! Hier ist Sophia. Ich komme am 30. August nach Wien. Hast du Zeit, um mich vom Flughafen abzuholen?“. Es ist nicht Paul, sondern Leon, der diese Nachricht auf WhatsApp erhält. Leon klärt den Irrtum sofort auf. „Oh! Meine Assistentin muss mir wohl die falsche Nummer gegeben haben“, entschuldigt sich Sophia. Ein paar belanglose Nachrichten gehen hin und her. Man stößt auf Gemeinsamkeiten, findet sich sympathisch, der Kontakt wird aufrechterhalten.
Das ist der Beginn einer Kaltakquise, bei der Kriminelle ihre Opfer über Privatchats in Messenger oder auf Instagram, TikTok & Co. rekrutieren. Über vage Nachrichten von scheinbar harmlosen Kontakten werden die Opfer langsam in ein Netz aus Lügen und Täuschungen gezogen, bis eine Vertrauensbasis entsteht und die Falle zuschnappt: „Durch diese Art der privaten und direkten Kontaktaufnahme können Kriminelle abseits der Öffentlichkeit über Tage oder sogar Wochen hinweg eine Beziehung aufbauen“, erklärt Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist Internet.
„Didi Random“, „Glück liebt Geld“ & andere Telegram-Gruppen
Ist das Vertrauen gefasst, beginnt die eigentliche Betrugsmasche: Die Betrüger:innen schlagen vor, in vermeintlich vielversprechende Investmentplattformen zu investieren – und das völlig risikolos. Entweder werden betrügerische Handelsplattformen direkt beworben oder Telegram-Gruppen, in denen die Opfer exklusiven Kontakt zu „Finanzgurus“ erhalten.
„Nicht nur die Kaltakquise selbst ist ein zunehmender Trend, den wir beobachten, sondern auch die Beratung per Telegram-Gruppe. In Gruppen wie ‚Didi Random‘, ‚Glück liebt Geld‘ oder ‚Geld-Leuchtturm‘ berichten angebliche Finanz-Expert:innen von Menschen, die sich durch richtiges Investieren endlich ihre Träume erfüllen konnten“, so Behrens weiter.
Finanztipps von Unbekannten sind ein Alarmsignal!
Wenig überraschend: Wer auf den empfohlenen Plattformen investiert, verliert das angelegte Geld. Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist Skepsis angebracht: Wenn Unbekannte plötzlich Finanz- und Investment-Tipps geben oder in Telegram-Gruppen von unglaublichen Erfolgsgeschichten die Rede ist, ist das ein Warnsignal.
„Informieren Sie sich, bevor Sie investieren“, rät Behrens potentiellen Anleger:innen. Gibt es keine Informationen darüber, wer hinter einem Finanzprodukt steckt, sollte kein Geld eingezahlt werden. Bekannte betrügerische Plattformen sind außerdem auf der Seite der österreichischen Finanzmarktaufsicht, auf der Seite der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sowie auf der Website der Watchlist Internet aufgelistet