Titel-kaufen.com: Hände weg vom Titelkauf im Internet
Dubiose Online-Portale bieten akademische Titel, Schulabschlüsse und verschiedenste andere Zertifikate zum Kauf an. Ganz legal – angeblich. Der Teufel steckt wie so oft auch hier im Detail. Zwar ist der Erwerb in manchen Fällen nicht illegal, der Einsatz des erschlichenen Titels stellt aber auf jeden Fall eines Gesetzesübertretung dar. Am Ende des Tages drohen empfindliche Strafen!

Im Grunde gibt es nichts, was man im Internet nicht kaufen kann. Inwieweit das alles immer mit rechten Dingen zugeht, ist eine andere Frage. Wir kümmern uns heute um einen Fall, der so skurril daherkommt, dass wir uns eingehender damit beschäftigen wollten.
Konkret geht es um das Angebot, im Internet Schul-, Studien- und anderweitige Abschlüsse zu kaufen. Die Adresse des „Shops“: titel-kaufen.com. Ist das legitim? Selbstverständlich nicht! Der Anbieter behauptet auf seiner Website aber genau das an mehreren Stellen. Wir haben uns den Ablauf und die damit verbundenen Versprechen einmal näher angeschaut.
Vorsicht, Straftat! Wer einen (akademischen) Titel käuflich erwirbt und diesen zum Einsatz bringt, betreibt nichts anderes als Urkundenfälschung! Dabei handelt es sich um ein Vergehen, das nicht nur Geldstrafen von bis zu 720 Tagessätzen, sondern auch Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr nach sich ziehen kann! Plus: Für das unberechtigte Verleihen, Führen oder Vermitteln von akademischen Graden droht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 15.000 Euro!
Titel-kaufen.com: Das Angebot
Ruft man die Website „titel-kaufen.com“ auf, wird man von einem großen Versprechen begrüßt. Bereits auf der Startseite heißt es:
ECHTE TITEL KAUFEN
Legale akademische Titel aus Deutschland erwerben. Doktor, Bachelor, Diplom, Master, Abitur und mehr.
Etwas weiter unten erklären die Betreiber:innen der Website, wieso man denn überhaupt einen Titel kaufen sollte. Der Grund:
Das Bildungssystem in Deutschland erlaubt es nicht jedem sein volles Potenzial zu entfalten, da der schulische und akademische Erfolg gleichwohl ausgesprochen stark von der spezifischen sozialen Schicht und den hieraus resultierenden Möglichkeiten abhängt. Massenweise fähige Leute würden gerne ein Diplom, eine Dr. Titel oder einen MBA besitzen – solcher Weg bleibt ihnen trotz alledem verwehrt, weil z. B. ein Schicksalsschlag ihr Leben durchkreuzte und sie im erbarmungslosen Bildungswettbewerb in Deutschland keine zweite Chance bekommen.
Im Portfolio von titel-kaufen.com finden sich folgende Angebote:
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Sprachzertifikat
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Hauptschulabschluss kaufen
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Realschulabschluss kaufen
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Abitur
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Bachelortitel
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Mastertitel/MBA
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Doktortitel
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IHK Ausbildung/Gesellenprüfung
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IHK Sachkundeprüfung
Wer sich etwas auf der Seite umsieht, entdeckt, dass auch die österreichische Matura hier angeblich käuflich erworben werden kann.
Zweites Standbein: Führerschein. Wer nach den Impressumsangaben von titel-kaufen.com im Internet sucht, der landet bei „flixefahrschule.com“. Über dieses Portal werden, wie könnte es anders sein, Führerscheine zum Kauf angeboten. „Mpu kaufen, legal & ohne Prüfung. Registrierten Führerschein direkt aus Deutschland.“ Auch hier gilt: Ein vollkommen illegales Angebot, von dem man auf jeden Fall die Finger lassen sollte!
Titel-kaufen.com: Der Ablauf
Da man ja nicht jeden Tag einen akademischen Titel im Internet kaufen möchte, ist der Ablauf für potenzielle Kund:innen zunächst unklar. Die Website-Betreiber:innen schildern deshalb eben diesen Ablauf einmal exemplarisch am Beispiel eines Bachelorabschlusses. So würde die ganze Angelegenheit vonstattengehen:
- Sie füllen das Auftragsformular aus und geben so eine Bestellung in Auftrag
- Sie leisten eine Zahlung & erhalten von uns eine verbindliche Auftragsbestätigung
- Innerhalb von 48-72 Stunden nach Auftragsübermittlung erhalten Sie von uns einen Fragebogen* zugesandt, diesen müssen Sie ausfüllen und via E-Mail an uns zurück senden.
- Wir beginnen nun mit der Registrierung Ihres Dokumentes
- Sie erhalten von uns eine Sendungsverfolgungsnummer Ihres Pakets, in diesem befinden sich alle Unterlagen, welche Sie auch bei einem regulär erworbenen Abschluss Ihrer Institution erhalten hätten.
- Gerne freuen wir uns über Empfehlungen aus Ihrem Bekanntenkreis, sofern Sie mit unserem Service zufrieden war
Von zentraler Bedeutung für den Ablauf ist der erwähnte Fragebogen. In diesen tragen die Interessent:innen alle relevanten Informationen ein. Oder wie die Kriminellen es formulieren:
*In diesem Fragebogen wählen Sie Ihre passende Universität aus, um welchen Abschluss es sich genau handelt, den gewünschten Notenschnitt sowie weitere persönliche Daten welche erforderlich sind.
Klingt alles zu einfach, um wahr bzw. legal zu sein? Die Betreiber:innen von titel-kaufen.com nehmen Zweifler:innen alle Bedenken. Denn:
Wir möchten erneut darauf hinweisen, dass es sich um vollkommen legitime Dokumente handelt welche in den entsprechenden Datenbanken der Hochschulen hinterlegt sind & die man auch amtlich beglaubigen lassen kann.
Selbstverständlich ist hier überhaupt nichts legitim. Das Führen eines falschen Titels ist und bleibt ein Strafbestand. Zwar unterscheidet das österreichische Strafgesetzbuch zwischen “gewöhnlichen” und “besonders geschützten” Urkunden, woraus sich hinsichtlich der Strafbarkeit Unterschiede ergeben. Am Ende des Tages ist der Titelkauf im Internet aber ganz einfach eine “schlechte” Idee. In Extremfällen drohen sogar Haftstrafen.
Tätige Reue! Neben dem Strafmaß regelt das Gesetz auch, wann trotz Titelkauf keine Strafe ausgesprochen wird. Das ist dann der Fall, wenn eine sogenannte “tätige Reue” vorliegt. Konkret heißt das: “Die Strafbarkeit wegen Urkundenfälschung entfällt dann, wenn der Täter freiwillig, bevor die falsche oder verfälschte Urkunde im Rechtsverkehr gebraucht worden ist durch Vernichtung oder auf andere Art die Gefahr des Gebrauches beseitigt.”
Titel-kaufen.com: Die Zahlungsmethoden
Abgesehen von der grundsätzlichen Illegalität des Führens eines gekauften Titels: Einen besonders deutlichen Hinweis darauf, dass hier etwas nicht stimmen kann, liefern die Zahlungsmethoden. Keine Vorauskasse, keine Direktüberweisung, keine Kreditkarte, kein PayPal, kein Klarna etc. Die Betrüger:innen bieten lediglich folgende skurrile Optionen und liefern gleichzeitig die Anleitung für die Zahlung:
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Bitcoin: Die Betreiber des „Shops“ liefern sowohl Links zu klassischen Anbietern als auch zu Suchplattformen für Bitcoin-Automaten in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
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Crypto Voucher: Das gleiche Bild wie bei der Bitcoin-Option. Die Kriminellen stellen eine kurze Liste an Anbietern zur Verfügung, die Crypto-Voucher-Gutscheine führen.
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Paysafe Card: Neben dem Link zu einer „Händlerübersicht“ haben die Betrüger:innen ein Versprechen an ihre Kund:innen: „Danach können Sie bei uns ganz bequem mit den 16 stelligen Pin Ihren Titel Kaufen.“
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Amazon Geschenkkarten: Nach einer Klarstellung („ACHTUNG!!! Wir nehmen keine online Amazon Geschenkgutscheine an!!!“) folgt eine lange Liste jener Unternehmen, die Amazon Geschenkkarten anbieten.
Hinter der Auswahl dieser Zahlungsoptionen steht eine klare Idee: Die Rücküberwicklung bzw. die Nachverfolgung des Geldtransfers soll erschwert werden. So lassen sich die Codes der Gutschein- und Geschenkkarten nur dann sperren, wenn man früh genug realisiert, mit wem man es hier eigentlich zu tun hat und umgehend die ausstellenden Unternehmen kontaktiert. Haben die Kriminellen die Gutscheine bereits genutzt, ist das Geld weg.
Seriösen Bitcoin-Tradingplattformen ist die Einhaltung der Nutzungsbedingungen und somit auch ein gewisser Konsument:innenschutz wichtig. Oft locken die Kriminellen ihre Opfer aber gezielt zu dubiosen Anbietern.
Online einen Titel gekauft? Nutzen Sie ihn nicht!
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Grundsätzlich gilt: Kaufen Sie niemals, unter keinen Umständen, im Internet einen akademischen Titel, einen Schul- bzw. einen Lehrabschluss oder anderweitige Zertifikate, für die es eigentlich eine Ausbildung brauchen würde. Wer trotzdem online ein vermeintlich offizielles Dokumente erworben hat, verfügt in manchen Fällen zwar nur über ein sehr teures – aber in der Realität wertloses – Stück Papier. In den allermeisten Situationen, stellt aber bereits der Besitz eine Straftat dar!
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Deshalb unser Rat: Finger weg! So verlockend die Aussicht auf einen schnellen Abschluss auch sein mag, die drohenden Konsequenzen sind massiv. Wer dabei erwischt wird, einen Fake-Titel zu führen oder sich im Berufsleben mit gefälschten Abschlüssen einen Vorteil zu verschaffen, gerät in Konflikt mit dem Gesetz.