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online seit 07.02.2023

Saferinternet.at-Studie: Jugendliche und Falschinformationen im Internet

Anlässlich des heutigen Safer Internet Day führte Saferinternet.at eine Studie zum Thema „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“ durch. Die Studienergebnisse zeigen, dass Österreichs Jugendliche beim Umgang mit Informationen im Internet in einem Dilemma stecken: Die Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen vor allem über soziale Medien, vertrauen den dort bezogenen Informationen jedoch kaum.

Die Bedeutung Sozialer Netzwerke als Informationsquelle steigt weiter an

Wie bereits bei der Erhebung 2017 sind Onlinemedien und Soziale Netzwerke auch 2023 für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur.

Soziale Netzwerke stehen an erster Stelle und werden von 80 Prozent der befragten Jugendlichen mindestens wöchentlich genutzt (2017: 59 %). YouTube wird, mit einem besonders deutlichen Zuwachs von 75 Prozent der Jugendlichen, zumindest wöchentlich zur Information über tagesaktuelle Themen verwendet (2017: 27 %). Danach folgen Streaming-Plattformen mit 59 Prozent, dann Fernsehen (2023: 54 %, 2017: 59 %) sowie Blogs und allgemeine Webseiten (2023: 48 %). Rund vier von zehn Jugendlichen nutzen Webseiten klassischer Medien (2023: 39 %, 2017: 20 %), Wikipedia (2023: 39 %, 2017: 9 %), sowie Radio (2023: 37 %, 2017: 33 %). Podcast werden noch von 24 Prozent der Jugendlichen genutzt. Gedruckte Tageszeitungen und Magazine spielen nur noch bei 17 Prozent der Jugendlichen eine relevante Rolle, das ist ein Rückgang um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.

Beliebteste Informationsquellen für Jugendliche am wenigsten glaubwürdig

Obwohl Soziale Netzwerke die wichtigste Informationsquelle für Jugendliche sind, beurteilen sie diese als wenig glaubwürdig. Nur acht Prozent der Befragten schätzen Soziale Netzwerke als „sehr glaubwürdig“ ein (2017: 10 %). Ähnliches gilt für die zweitwichtigste Informationsquelle YouTube, die nur von 10 Prozent als „sehr glaubwürdig“ bewertet wird.

Glaubwürdigkeit klassischer Medien sinkt

Das meiste Vertrauen genießt unter den Jugendlichen die Informationsquelle Wikipedia, 25 Prozent erachten sie als sehr glaubwürdig (2017: 21 %). Auf den weiteren Plätzen im Vertrauensranking folgen die klassischen Medien Radio (2023: 21 %, 2017: 32 %), Fernsehen (2023: 20 %, 2017: 29 %), Webseiten der klassischen Medien (2023: 19 %, 2017: 23 %) sowie Tageszeitungen und Magazine (2023: 12 %, 2027: 20 %). Besonders auffällig: Klassische Medien werden zwar aktuell von Jugendlichen noch als glaubwürdiger beurteilt, aber weitaus weniger genutzt.

Influencer sind wichtiger als klassische Medien

Ebenfalls werden Influencer:innen von Jugendlichen verstärkt als tägliche News- und Informationsquelle genutzt und von diesen als „moderne Journalist:innen“ wahrgenommen. Jedoch handelt es sich hierbei meist um junge Menschen, die eigene Onlinekanäle betreiben, aber in der Regel keinen redaktionellen Qualitätskriterien unterliegen. Bereits 63 Prozent der Jugendlichen beziehen sich bei tagesaktuellen Themen auf Beiträge von Influencerinnen und Influencer.

Suchmaschinen verlieren an Bedeutung

Suchmaschinen werden im täglichen Gebrauch von Jugendlichen vorrangig für den schulischen und beruflichen Kontext verwendet. Als private Recherche- und Informationsquelle zu tagesaktuellen Themen werden diese nur mehr von 48 Prozent der Jugendlichen genutzt. Bei der Internetsuche dominieren inzwischen YouTube mit 75 Prozent und Soziale Netzwerke mit 80 Prozent.

Das Bauchgefühl ist der Wegweiser, um Fake News zu erkennen

49 Prozent der befragten Jugendlichen sind sich häufig unsicher, ob Informationen im Internet wahrhaft sind. Selbst für schulische Zwecke überprüfen jedoch nur 64 Prozent der Jugendlichen die Quellen von Informationen – und nur, wenn ihnen die Information unglaubwürdig erscheint.

Zur Überprüfung von Informationen fehlen Kenntnisse

Bei einem Großteil der Jugendlichen ist ein Interesse zur Überprüfung von Informationen vorhanden. Allerdings geben nur 22 Prozent der Jugendlichen an, Internetseiten für den Faktencheck (wie z. B. Mimikama und Correctiv) zu kennen. Und nur 12 Prozent der Jugendlichen nutzen diese dann auch tatsächlich. 54 Prozent der Jugendlichen gaben an, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu vergleichen. Die Hälfte der jungen Menschen gibt an, Nachrichten zu aktuellen Themen ungeprüft weiterzuleiten; 53 Prozent empfinden die Überprüfung der Informationsquellen als mühsam. Für 56 Prozent der 11- bis 14-Jährigen sind die Eltern die erste Anlaufstelle bei Fragen zum Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet. Je älter die Jugendlichen werden, desto eigenständiger agieren sie.

Ignorieren als wichtigste Strategie im Umgang mit Falschmeldungen

Im Alltag zeigt sich, dass Ignorieren die wichtigste Strategie im Umgang mit Falschmeldungen ist (57 %). 7 von 10 Jugendlichen sagen, dass es schwer ist herauszufinden, ob eine Information aus dem Internet wahr oder falsch ist. Ein Viertel der Jugendlichen (25 %) macht Personen, die Falschinformationen verbreiten, direkt aufmerksam. Ähnlich viele (24 %) nutzen die Meldemöglichkeiten der Plattform-Betreiber:innen. 21 Prozent der Jugendlichen versuchen mithilfe von Kommentaren andere Personen vor Falschmeldungen zu warnen.

Mehr Angebote für Jugendliche sind notwendig

Saferinternet.at bietet vielfältige Angebote, um Jugendliche bei ihrem Dilemma im Umgang mit Fake-News zu unterstützen. Damit die Überprüfung von Informationen und die Meldung von Fake News möglichst einfach gelingt, sind praktische und niederschwellige Werkzeuge sowie eine rasche und qualitative Bearbeitung durch die Plattformen notwendig. Schulen müssen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen zur Bewertung von Information nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch in allen Fächern und allen Schulstufen regelmäßig üben. Eltern sind gefordert, ihre Kinder über vertrauenswürdige Quellen aufzuklären und im Familienalltag laufend den Wahrheitsgehalt von Informationen zu reflektieren.

Künstliche Intelligenz bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Informationsbeschaffung von Jugendlichen sowie die Wissensvermittlung im Bildungssystem und privatem Bereich werden sich aufgrund neuer Dialogsysteme (Chatbots) auf Basis Künstlicher Intelligenz, wie etwa ChatGPT, weiter massiv verändern.

Auch heuer stehen zum Safer Internet Day wieder umfangreiche Materialien gratis zum Download für Jugendliche, Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung.

Über die Studie

Die Studie „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“ wurde vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung im Auftrag des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und der ISPA – Internet Service Providers Austria im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at durchgeführt. Im Befragungszeitraum (November 2022) nahmen 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund, teil. Zusätzlich wurden fünf Fokusgruppen-Gespräche mit insgesamt 70 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren durchgeführt.

Die Vergleichsstudie 2017 „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“ wurde vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung im Auftrag des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und der ISPA – Internet Service Providers Austria im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at durchgeführt. Im Befragungszeitraum (November, Dezember 2016) nahmen 400 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund, teil. Zusätzlich wurden sechs vertiefende Einzelinterviews durchgeführt.

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