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online seit 17.06.2025

Eine Kühlbox voll Stiegl Bier? Vorsicht vor Fake-Gewinnspiel!

Aktuell schwappt eine Phishing-Welle durch österreichische WhatsApp-Konten. Angeblich verlost die Stiegl Brauerei eine Kühlbox voll Bier. Dahinter versteckt sich aber nichts anderes als eine altbekannte Kombination aus Abo-Falle und Phishing-Attacke – mit einer raffinierten Neuerung.

Österreich ist ein Land der Biertrinker:innen. Jahr für Jahr findet sich die rot-weiß-rote Bevölkerung im internationalen Spitzenfeld, wenn es um den Pro-Kopf-Konsum geht. Angesichts dieser Konstanz überrascht der aktuelle Versuch von Kriminellen wenig, über vermeintliche Kühlboxen voll Bier an Adress- und Bankdaten zu gelangen. Das Vehikel für ihren Betrugsversuch: Stiegl Bier.

Die Opfer erhalten über WhatsApp eine Nachricht zu einem vermeintlichen Stiegl-Gewinnspiel. Und zwar von Menschen aus ihrem Bekanntenkreis. Das senkt zunächst einmal das Misstrauen. Wenn die Info von guten Freund:innen kommt, muss ja was dran sein. (Wie die Kriminellen das schaffen, dazu später mehr.)

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Funktioniert nur am Smartphone! Die Falle ist so ausgelegt, dass sie über PCs, Notebooks etc. nicht funktioniert. Wer dort den angegebenen Link ansteuert, bekommt lediglich eine Fehlermeldung zu sehen. Über Smartphones klappt hingegen alles einwandfrei bzw. im Sinne der Betrüger:innen.

So läuft das Stiegl-Fake-Gewinnspiel ab

Der Ablauf der Betrugsmasche ist altbekannt. In der jüngeren Vergangenheit waren besonders Fake-Gewinnspiele in Namen des ÖAMTC (Notfallset) und von Spar (zwölfteiliges Besteckset) weit verbreitet. Die Stiegl-Masche funktioniert genauso, weist allerdings eine entscheidende Neuerung auf.

  • Klickt man auf den Link, gelangt man auf eine Website und soll dort im Zuge einer Befragung insgesamt vier Fragen beantworten. Der Einstieg: „Haben Sie schon von Stiegl gehört?“ Ein recht überschaubarer Schwierigkeitsgrad.

  • Wer das erledigt hat, darf sein Glück versuchen. Auf dem Bildschirm erscheinen nämlich neun Geschenkpakete, von denen maximal drei durch einen Klick geöffnet werden können. Wählt man das richtige Paket aus, hat man gewonnen. (Spoiler: Man gewinnt immer!)

  • Um die Kühlbox voll Stiegl Bier zu bekommen, muss man nun drei Aufgaben erfüllen. Zentrales und neues Merkmal: Die Opfer können ihren Preis nur dann beanspruchen, wenn sie eine Einladung zum Gewinnspiel via WhatsApp an möglichst viele Freunde und Bekannte senden. Der finale „Weiter“-Button wird nämlich erst mit der Erreichung einer gewissen Anzahl an Weiterleitungen aktiv. Android-Nutzer:innen sollen dazu eine Verifizierungs-App installieren, iOS-User:innen versenden direkt über den Browser.

  • Dazu kommen die typische Eingabe von Adressdaten auf dem Programm und die Bezahlung einer geringen Bearbeitungsgebühr in Höhe von 2 Euro – via Kreditkarte oder per Überweisung. Gleichzeitig schließen die Opfer unwissentlich ein kostenpflichtiges Abo ab.

Die Kriminellen haben also persönliche Informationen und Kreditkartendaten gephisht, während sie ihren Opfern gleichzeitig ein Abo angedreht haben. Plus: Durch die Aufforderung zuer Weilterleitung verbreitet sich das Fake-Gewinnspiel praktisch von alleine.

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Anderes Land, anderes Bier! Die Kriminellen beschränken ihre Aktivitäten nicht auf Österreich, sondern haben die beschriebene Masche auch in anderen Ländern ausgerollt. So gibt es in Deutschland vermeintlich eine Kühlbox voll Feldschlösschen Bier oder Krombacher Bier zu gewinnen.

Stiegl Gewinnspiel: Daran erkennen Sie die Fälschung

Die Betrüger:innen nutzen offizielle Grafiken und Produktfotos von Stiegl, wodurch sie ihre Masche auf den ersten Blick seriös erscheinen lassen wollen. Auf den zweiten Blick wird aber sehr schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Die wichtigsten Hinweise:

  • Sprache: Bereits die erste Grafik, mit der die Opfer geködert werden sollen, enthält einen schweren Rechtschreibfehler. Dort ist zu lesen: „Gewinne diesen Kühlbox!“ Ein Fauxpas, der einem professionellen Marketing-Team nicht passieren würde.

  • Adresse: Der zu klickende Link wirkt abschreckend lang und chaotisch. Sonderzeichen, wirre Buchstabenkombinationen, eine ewig lange Adresse. Seriöse Gewinnspiele sind unter einer kurzen, einfach zu merkenden Adresse erreichbar. Im vorliegenden Fall lautet ein Teil der Adresse “stiegl.at@wpclick.cc”. Der Abschnitt “stiegl.at” verleitet zum Glauben, man hab es tatsächlich mit einem Angebot der Privatbrauerei zu tun. Allerdins ist dieser von den Kriminellen absichtlich so gewählt. Tatsächlich steuert man mit einem Klick die Seite “wpclick.cc” an.

  • Impressum: Auf der vermeintlichen Gewinnspielseite ist keine Spur rechtlich verpflichtender Angaben (z. B. Impressum) zu finden.

  • Porto oder Servicegebühr: Rufen seriöse Unternehmen ein Gewinnspiel aus, verlangen sie für die Zustellung der Preise keine wie auch immer gearteten Gebühren von den Gewinner:innen.

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Selbst Stiegl warnt! Nach erstmaligem Aufpoppen des Fake-Gewinnspiels haben uns nicht nur viele Zuschriften von User:innen erreicht, selbst Mitarbeiter:innen von Stiegl meldeten sich bei uns. Tatsächlich betreibt die Salzburger Privatbrauerei gerade ein eigenes Gewinnspiel, mit der kriminellen Masche hat dieses aber selbstverständlich nichts zu tun! Auf seinen Social-Media-Auftritten warnt das Unternehmen eindringlich vor der Phishing-Falle.

In die Phishing-/Abo-Falle getappt: Das können Sie tun

Wer sensible Daten an die Kriminellen übermittelt hat, sollte rasch handeln. Wir empfehlen daher folgende Vorgehensweise:

  • Kontaktieren Sie Ihren Kreditkartenanbieter und schildern Sie die Situation. Die Expert:innen wissen, was zu tun ist, und ob eventuell die Sperrung der Karte notwendig ist. Veranlassen Sie außerdem eine Rückbuchung der Abo-Gebühren.

  • Behalten Sie Ihre Kreditkartenrechnung im Auge und achten Sie auf ungewöhnliche Bewegungen.

  • Da die Website gegen zahlreiche gesetzliche Bestimmungen verstößt, kommt kein rechtsgültiger Abo-Vertrag zustande. Sie müssen nichts bezahlen. Auch dann nicht, wenn Sie Mahnungen oder Zahlungserinnerungen erhalten sollten. Wer derartige Schreiben erhält, sollte schriftlich widersprechen.

  • Bleiben Sie wachsam! Die Betrüger:innen verfügen über Ihre Kontaktdaten und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit versuchen, Sie mit neuen Maschen in die Falle zu locken.

  • Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei!

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