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online seit 12.05.2025

Entschädigungen und Preisgelder von EU-Behörden? Vorsicht, Phishing-Falle!

Die EU möchte Ihnen ein Preisgeld auszahlen? Oder steht Ihnen vielleicht eine Auszahlung aus einem EU-Entschädigungsfonds für Betrugsopfer zu? Was im ersten Moment erfreulich klingt, ist in Wahrheit wieder nur zu schön, um wahr zu sein. Kriminelle geben sich als Behörde aus und versuchen via Phishing-Mails wichtige Daten zu stehlen.

Betrüger:innen geben sich gerne als Behörden aus, und das machen sie hauptsächlich aus einem einzigen Grund: Sie nutzen das bestehende Vertrauensverhältnis zwischen der Bevölkerung und eben jener Behörde aus, um sich einen gewissen „Startvorteil“ in Sachen Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Auch wenn dieses Vertrauensverhältnis nicht besteht, strahlen entsprechende Bezeichnungen einen gewissen Status aus. Wenn es von der EU kommt, dann muss es doch echt sein, oder?

Kriminelle nutzen genau diese Einschätzung und versuchen über Phishing-Kampagnen an sensible Daten ihrer Opfer zu gelangen. Wir haben uns zwei aktuelle Beschwerden näher angesehen.

Betrugsfall Nr. 1: Zahlungsausschuss Europäische Kommission

Im ersten uns gemeldeten Fall könnte man von einem „Behörden-Overkill“ sprechen. Die Betrüger:innen haben einmal kurz alle offiziellen Stellen in den Text gepackt, die ihnen sinnvoll erschienen sind. Ob die tatsächlich etwas miteinander zu tun haben oder ob sie überhaupt existieren, ist dabei völlig egal. Wichtig ist, dass es gut und beeindruckend klingt.

„Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Preisgeld in Höhe von 750.000,00 € vom Wohlfahrtsausschuss für Preise und Initiativen der Europäischen Union in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen offiziell genehmigt wurde.

Wir haben Ihr Geld auf eine Bankdebitkarte geladen, mit der Sie an jedem Geldautomaten in Ihrem Land und auf der ganzen Welt Geld abheben können. Für weitere Informationen und Erläuterungen wenden Sie sich bitte an unseren regionalen Berater, die für die Bereitstellung Ihrer Bankkarte zuständig ist. E-Mail: (pxxx.dxxx@gmail.com) Kontakt: Herr Pxxx Dxxx.

Beste grüße,

Mxxx Rxxx (Zahlungsausschuss Europäische Kommission)

Klingt beeindruckend – aber auch zu gut, um wahr zu sein. Oder? Wir haben die angeführten Stellen einem Reality-Check unterzogen, das sind die Ergebnisse:

  • Wohlfahrtsausschuss für Preise und Initiativen der Europäischen Union: Existiert nicht. Der bekannteste, historisch belegte Wohlfahrtsausschuss war jener, der während der französischen Revolution eingerichtet wurde.

  • Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen: Existiert. Die Hauptaufgabe der United Nations Economic Commission for Europe (kurz: UNECE) ist allerdings die Förderung der gesamteuropäischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Sie erstellt außerdem Wirtschaftsanalysen, berät die Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten und legt Normen und Standards für die internationale Wirtschaftskooperation fest. Mit der Auszahlung von Preisgeldern hat die UNECE selbstverständlich nichts zu tun.

  • Zahlungsausschuss Europäische Kommission: Existiert nicht. Was es allerdings gibt, ist der Europäische Zahlungsverkehrsausschuss. Dieser ist eine Einrichtung aller Kreditinstitute der Europäischen Union und wurde gegründet, um einen europäischen Zahlungsraum zu schaffen (SEPA). Das Vorhaben ist mittlerweile im Wesentlichen umgesetzt. Auch hier gilt: Mit der Auszahlung von Preisgeldern hat auch dieser Ausschuss nichts zu tun.

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Behördenvertreter mit Gmail-Adresse? Abgesehen von den Fantasie-Behörden, von denen in der Nachricht die Rede war, gibt es einen weiteren klaren Hinweis auf einen Fake. Die vermeintliche Kontaktperson ist lediglich über eine Gmail-Adresse erreichbar. Keine Behörde dieser Welt wickelt Ihren E-Mail-Verkehr über Gmail ab.

Betrugsfall Nr. 2: EU-Gelder für Betrugsopfer

In diesem Fall geben sich die Betrüger:innen zwar moderater, was die Nennung von offiziellen Stellen angeht. Es meldet sich schlicht „Die Europäische Union“. 

Hallo, liebe/r Begünstigte/r!

Die Europäische Union entschädigt alle Opfer von Betrug. Ihre E-Mail-Adresse wurde in der Liste der Betrugsopfer gefunden. An alle Opfer werden insgesamt 3.500.000,00 € als Entschädigung gezahlt.

HINWEIS: Bitte reichen Sie für Ihren Schadensersatzantrag folgende Informationen ein:

Ihr Name: …………………

Ihre Adresse: …………………

Kopie des Reisepasses: ……………….

Ihr Land: ……………….

Telefonnummer: ……………….

Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen: europeancompensation777@gmail.com

Telegram: +49176166xxx

Trotz der inhaltlichen Zurückhaltung, lassen sich auch hier klare Hinweise auf einen Fake erkennen:

  • E-Mail-Adresse: Wie bereits erwähnt: Europäische Behörden kommunizieren niemals über Gmail-Adressen, sondern immer über ihre eigenen Domains. Bei der Kontaktmöglichkeit „europeancompensation777@gmail.com“ sollten also alle Alarmglocken schrillen.

  • Telegram: Ebenso wenig kommunizieren Behörden via Telegram oder anderen Messengerdiensten mit Bürger:innen. Deshalb gilt auch hier: Wollen vermeintlich offizielle Stellen die Unterhaltung auf Telegram und Co. weiterführen, brechen Sie den Kontakt sofort ab!

  • Datenabfrage: Behörden fragen niemals sensible Informationen wie Adresse, Telefonnummer und Reisepassdaten via E-Mail ab!

Daten an Fake-Behörden übermittelt? Das können Sie tun!

Wer Kriminellen in die Falle getappt ist und sensible Daten übermittelt hat, sollte rasch handeln.

  • Wurden Konto-Informationen übermittelt, kontaktieren Sie umgehend Ihre Bank und schildern Sie Ihre Situation! Die Betreuer:innen wissen genau, was in so einem Fall zu tun ist und werden Sie hinsichtlich der nächsten Schritte beraten.

  • Haben Sie den Betrüger:innen ein Reisepasskopie oder ähnliche Informationen rund um Ihre Identität zukommen lassen (Personalausweis etc.) erstatten Sie unbedingt Anzeige bei der Polizei! Die Kriminellen könnten diese Daten bei einer zukünftigen Betrugsmasche verwenden und in Ihrem Namen agieren.

  • Bleiben Sie wachsam und blockieren Sie die Absender! Es kann durchaus sein, dass die Kriminellen in Zukunft weitere Betrugsversuche unternehmen werden. Seien Sie also skeptisch! Besonders bei Nachrichten von unbekannten Absender:innen!

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