Online-Flirts: Was tun, wenn ich mit Nacktfotos erpresst werde?
Sie haben jemanden online kennengelernt und verstehen sich gut. Mit der Zeit werden die Gespräche immer intimer und reizvoller. Ein persönliches Treffen steht bevor. In der Zwischenzeit erfreut man sich mit gegenseitigen Nacktfotos. Und plötzlich passiert das Unerwartete: Sie werden mit Nacktfotos von Ihnen erpresst. Wir erklären, wie die Betrugsmasche funktioniert und was Sie tun können.
Kriminelle ködern mit gefälschten Profilen und Charme
Ob Dating-Plattformen wie Tinder, soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook oder Messenger wie Telegram oder WhatsApp – es gibt viele Möglichkeiten, online mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Leider verbirgt sich hinter der Online-Bekanntschaft oft jemand ganz anderes…
Kriminelle nutzen alle möglichen Kanäle mit Chatfunktion, um mit Unbekannten in Kontakt zu treten. Ein attraktives oder freizügiges Profilbild als Köder führt meist dazu, dass die Person in den Online-Freundeskreis aufgenommen wird und ein Gespräch beginnt. Die Kriminellen gehen dabei strategisch und sehr manipulativ vor. Sie analysieren die Profile ihrer Opfer sehr genau und täuschen ihnen charmant ähnliche Interessen, Werte und Lebenseinstellungen vor, so dass sie das Gefühl haben, den oder die Traumpartner:in gefunden zu haben. Über einen längeren Zeitraum lernt man sich kennen, schreibt sich regelmäßig und plant auch ein Treffen. Sie haben das Gefühl, die Person zu kennen.
„Schick mir ein Nacktfoto“
Ist das Vertrauen erstmals hergestellt, werden die Gespräche immer intimer. Es kommt zu sexuellen Anspielungen und reizvollen Flirts. Und irgendwann werden Sie um Nacktfotos oder -videos gebeten. Mit Hilfe von KI-Tools haben Kriminelle die Möglichkeit, ebenfalls Nacktfotos als Köder zu versenden, um weiteres Vertrauen aufzubauen.
Doch sobald Sie intime Bilder von sich verschicken, kippt die Stimmung. Vom gewohnten Charme ist plötzlich nichts mehr übrig. Ihre Online-Bekanntschaft verlangt plötzlich Geld und Sie werden mit Ihren eigenen Nacktfotos erpresst. Es kann auch vorkommen, dass Sie gar keine Nacktbilder verschickt haben und Sie mit KI-generierten Nacktbildern von sich erpresst werden.
Die Erpressung mit Nacktfotos bezeichnet man als Sextortion. Sextortion ist eine Kombination aus den Wörtern „Sex“ und dem englischen Wort für „Erpressung“ (extortion).
Auch Kinder und Jugendliche betroffen
Kriminelle nehmen auch Kinder und Jugendliche ins Visier, um an Nacktfotos zu gelangen. Die Kontaktaufnahme erfolgt über Messenger, soziale Netzwerke und Spieleplattformen, die von Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Hier ist es besonders wichtig, den Betroffenen zu helfen und auf Schuldzuweisungen und Strafen zu verzichten.
Weitere Informationen finden Sie auf Saferinternet.at. Kostenlose und anonyme Beratung und Hilfe für Kinder und Jugendliche gibt es per Telefon oder Chat bei Rat auf Draht.
Chat-Betrüger:innen erkennen
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Vorsicht bei Freundschaftsanfragen von Fremden: Seien Sie skeptisch bei Freundschaftsanfragen von fremden Personen! Ignorieren Sie unbekannte Anfragen oder prüfen Sie das Profil genau auf Merkmale eines Fake-Profils.
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Persönliche Daten: Geben Sie keine persönlichen Daten wie Adresse, Arbeitgeber, Geburtsdatum, Ausweiskopien etc. preis!
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Fotos versenden: Überlegen Sie sich genau, welche Fotos Sie von sich versenden. Denken Sie daran, dass Kriminelle auch Alltagsfotos von Ihnen für Betrugsmaschen missbrauchen können.
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Keine Nacktfotos austauschen: Brechen Sie den Kontakt ab, wenn Ihre Online-Bekanntschaft Nacktfotos von Ihnen verlangt. Oft schicken Kriminelle vorab freizügige Fotos „von sich“. In der Regel handelt es sich jedoch um KI-generierte, pornografische oder gestohlene Fotos. Diese dienen lediglich als Anreiz, um Sie dazu zu bringen, ebenfalls intime Fotos oder Videos zu verschicken.
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Fake-Profile: Bedenken Sie, dass sich hinter einem Online-Profil eine ganz andere Person verbergen kann. Hier finden Sie Tipps, wie Sie Fake-Profile erkennen können.
Vorsicht, wenn Online-Bekanntschaften um Geld bitten! Mit diesen Tipps, schützen Sie sich vor Love-Scams!
Das können Betroffene tun:
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Nicht zahlen: Nicht zahlen und nicht mehr antworten. Eine Überweisung führt meist nur zu einer weiteren Erpressung.
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Kontakt abbrechen und Profil melden: Bleiben Sie ruhig und antworten Sie nicht mehr. Ignorieren Sie weitere Drohungen und melden Sie das Profil an die Plattform.
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Screenshots machen: Sammeln Sie Beweise, indem Sie Screenshots von allen Nachrichten machen.
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Anzeige erstatten: Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Nehmen Sie Kopien oder Datenträger mit Screenshots der Chatverläufe mit.
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Mit jemanden sprechen: Kinder und Jugendliche können sich kostenlos und anonym bei Rat auf Draht beraten lassen. Auch die Internet Ombudsstelle hilft bei Problemen mit ungewollten Fotos im Internet.
Hilfe, mein Foto wurde veröffentlicht
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Melden: Melden Sie das Foto der Plattform und fordern Sie eine Löschung.
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Take it down: Der Dienst Take It Down (für Jugendliche unter 18 Jahren) schützt vor der ungewollten Verbreitung intimer Bilder und Videos auf vielen Plattformen (z. B. auf Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok und Pornhub). Betroffene können dort eigene Aufnahmen verschlüsselt melden und so verhindern, dass diese über die Plattformen veröffentlicht werden.
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StopNCII.org: Der Dienst StopNCII.org ist eine Meldeplattform für Erwachsene. Auch diese Plattform schützt vor ungewollter Verbreitung auf vielen Plattformen (z. B. Facebook, Instagram, Reddit, OnlyFans…).
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Internet Ombudsstelle: Bei Problemen mit ungewollten Fotos im Internet können Sie sich für eine rechtliche Beratung kostenlos an die Internet Ombudsstelle wenden.
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Anzeige erstatten: Erstatten Sie eine Anzeige bei der Polizei.