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online seit 13.05.2025

Fake-Bewertungsplattformen: Wenn sich der Onlinejob als teure Falle entpuppt

Kriminelle ziehen ihren Opfern mit vermeintlich lukrativen Onlinejobs das Geld aus der Tasche. Zusätzlich erbeuten sie teils sensible persönliche Informationen wie Kreditkartendaten und Reisepasskopien. Eine brandgefährliche Betrugsmasche.

Das Handy vibriert und eine Push-Nachricht erscheint. Man wurde zu einer neuen Gruppe hinzugefügt, es geht um ein Jobangebot. Ein überaus lukratives, versteht sich. Von den anderen Kontakten kennt man zwar niemanden, allerdings scheint im Chat einiges los zu sein, es herrscht ein reger Austausch. Verschiedene Mitglieder stellen Fragen zum angeblichen Super-Job mit Mega-Verdienstmöglichkeiten, der Admin antwortet prompt, freundlich und ausführlich.

Ist das tatsächlich die Möglichkeit, auf die man so lange gewartet hat? Einfache Jobs, großzügige Bezahlung und das alles ohne viel Aufwand von zu Hause aus? Kurze Antwort: Nein, ist es nicht. Hierbei handelt es sich um eine aktuell besonders beliebte Betrugsmasche. Am Ende des Tages haben die Opfer nicht mehr Geld auf dem Konto, sondern deutlich weniger.

Fake-Onlinejobs: So funktioniert die Kontaktaufnahme

Die Vorgehensweise wird uns seit Wochen in unterschiedlichsten Ausformungen gemeldet, weshalb wir sie in diesem Artikel einmal stellvertretend für alle anderen Varianten durchspielen möchten. Wir sehen uns die Anbahnung an und erklären, wie die Betrugsmasche konkret abläuft. Zudem haben wir Tipps für alle, die auf ein entsprechendes Fake-Angebot hereingefallen sind.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind zwei Arten der Kontaktaufnahme bekannt:

  • Messengerdienst: Das Opfer wird aus dem Nichts über WhatsApp, Telegram etc. von einer unbekannten Person kontaktiert. Entweder in einem Einzelgespräch oder als Teil einer Gruppe.

  • Job-Plattform: Betrüger:innen bauen vermeintliche Online-Jobportale, um ihre Opfer so in eine Falle zu locken. Arbeitssuchende hinterlassen im Rahmen einer Bewerbung persönliche Daten (Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Alter, Name) und werden einige Tage später ebenfalls über einen Messengerdienst kontaktiert.

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Im Laufe der Anbahnung geben sich die Kriminellen als regionale Betreuer:innen eines größeren Unternehmens aus. Meist nutzen sie eine tatsächlich existierende Marke als Tarnung. Im hier vorgestellten Fall wurde „Mytheresa“ ausgewählt. Eigentlich ein börsennotiertes E-Commerce-Unternehmen aus Deutschland, das sich im Bereich Luxusmode einen Namen gemacht hat. Mit den angebotenen Online-Jobs hat es natürlich nichts zu tun.

Worum geht es bei den Fake-Onlinejobs?

Die angebotenen Stellen unterscheiden sich von Betrugsmasche zu Betrugsmasche ein wenig, das Grundprinzip bleibt aber stets das gleiche. Es geht immer um Bewertungen. Einige der häufigsten Varianten:

  • Produktbewertungen: Die Aufgabe lautet, ausgewählte Produkte mit fünf Sternen zu bewerten. Für jeden abgeschlossenen Taks erhalten die Bewertenden eine Provision, die meist bei 1% des Artikelwerts liegt.

  • App-Bewertungen: Das gleiche Schauspiel, nur diesmal werden statt Produkten Apps bewertet.

  • Hotel-Bewertungen: Selbe Masche, andere Optik. In diesem Fall sollen Hotels bewertet werden.

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Vorsicht: Schneeballsystem! Häufig begnügen sich die Kriminellen nicht damit, ihren konkreten Ansprechpartner zu schädigen. Sie versprechen besonders lukrative Boni für die Anwerbung neuer Mitglieder. Ein klassisches Schneeballsystem.

Vorbereitungsphase: So starten die Opfer in den Fake-Onlinejob

Die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise ist bei allen bisher bekannten Betrugsfällen identisch.

Wer eines der besagten Jobangebote annimmt, erhält von den angeblichen Betreuer:innen per Messenger-Dienst einen Registrierungslink für eine Plattform. Über diese wird der Job abgewickelt, auch die Abrechnung soll über sie laufen. Bevor es wirklich losgeht, muss das Opfer allerdings eine Testphase absolvieren. Diese dient nicht nur dem Kennenlernen der Abläufe, das neu erstellte Konto des Opfers wird außerdem mit den erarbeiteten Provisionen „aufgeladen“. Dafür kommen in der Regel Kryptowährungen wie zum Beispiel USDT zum Einsatz.

Das erwähnte „Aufladen“ ist für den weiteren Verlauf besonders wichtig. Denn: Jede einzelne Bewertung nach der Testphase kostet etwas, das Guthaben schmilzt – und genau an diesem Punkt wird es kritisch. 

Fake-Onlinejobs: Hier schnappt die Falle zu

Um überhaupt Bewertungen durchführen zu können, muss das eigens erstellte Konto der Opfer eine positive Bilanz aufweisen. Dank der absolvierten Einführung tut es das und zunächst läuft auch alles gut, die Provisionen werden regelmäßig überwiesen, das Krypto-Konto wächst kontinuierlich an. 

Von Zeit zu Zeit vergeben die Betrüger:innen allerdings besonders lukrative Spezialaufträge, deren Volumen über den Wert des Kontos hinausgeht. Das Opfer möchte diesen Task zwar annehmen, kann das aber nicht.

Noch nicht! Erst muss genug Geld vorhanden und die Bilanz wieder positiv sein. Das Opfer wird nun dazu gedrängt, den quasi offenen Betrag via komplizierter Krypto-Konstruktionen von seinem „realen“ Konto auf das neu erstellte Job-Konto zu transferieren. Da die versprochene Provision deutlich höher ist als der notwendige Betrag, wird die Überweisung rasch durchgeführt – man will ja etwas verdienen.

Einblick in ein Kryptokonto

Zur besseren Veranschaulichung werfen wir in diesem Abschnitt einen Blick in das Krypto-Konto eines Online-Job-Opfers.

Unter dem Punkt “Earned Commissions” wird jene Summe angeführt, die bereits vermeintlich verdient wurde. (143,21 USTD)

Daneben gibt der “Frozen Amount” Auskunft über jenen Betrag, der angeblich auf Online-Jober:innen wartet. (219,00 USTD)

Die “Available Balance” ist mit -65,79 USTD negativ, 34 von 38 Tasks des aktuellen Auftrags ("Completed Order") wurden bereits bearbeitet. In diesem Zusammenhang ist es üblich, dass der Wert der Tasks zum Ende hin immer steigt. Dadurch werden zuerst die kleinen Aufträge abgearbeitet, das Konto füllt sich. Durch die höheren Summen gegen Ende rutscht man allerdings erneut ins Minus und muss weiter “reales” Geld investieren, um die Bilanz auszugleichen.

Funktioniert die Masche einmal, vergeben die Betrüger:innen immer häufiger Spezialaufträge, was wiederum mehr Überweisungen des Opfers bedeutet – ihm wird so das Geld aus der Tasche gezogen. Eine Auszahlung der erarbeiteten Provisionen findet nie statt, die zu überweisenden Beträge werden hingegen immer größer. Geschädigte berichten von Verlusten in mittlerer fünfstelliger Höhe.

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Weiteres Problem: Die Übertragung des realen Guthabens auf das neue Konto erfolgt über eine Kryptobörse. Das Opfer muss dafür eine zusätzliche App installieren und im Rahmen des Registrierungsprozesses sensible Informationen angeben – inklusive Kreditkartendaten und einer Kopie des Reisepasses. Die landen dann ebenfalls bei den Betrüger:innen.

Geld durch Fake-Onlinejobs verloren? Das können Sie tun!

  • Brechen Sie den Kontakt mit den Betrüger:innen sofort ab und blockieren Sie sämtliche Nummern/Adressen. Da die Kriminellen über Ihre Daten verfügen, kann es in Zukunft durchaus zu weiteren Anbahnungsversuchen kommen. Bleiben Sie also wachsam!

  • Treten Sie unverzüglich mit Ihrer Bank in Kontakt und schildern Sie Ihre Situation! Die Betreuer:innen wissen, was in einem derartigen Fall zu tun ist, ob Karten gesperrt werden müssen oder ob es gar sinnvoll ist, Ihr Guthaben kurzfristig auf ein anderes Konto zu transferieren.

  • Erstatten Sie unbedingt Anzeige bei der Polizei! Durch den Registrierungsprozess auf diversen (Krypto-)Plattformen verfügen die Kriminellen über viele persönliche Informationen ihrer Opfer. Diese können im Zusammenhang mit anderen Betrugsmaschen zum Einsatz kommen.

  • Bleiben Sie auf dem Laufenden! Wer die neuesten Fallen kennt, tappt sehr wahrscheinlich nicht hinein.

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