Vorsicht vor Betrug mit Geschenkkarten: „Ich brauche deine Hilfe bei einer kleinen Aufgabe.“
Kriminelle versuchen aktuell verstärkt, über betrügerische E-Mails an Geld zu kommen. Sie geben sich als vermeintliche Bekannte ihrer Opfer aus und bitten diese, Geschenk- bzw. Gutscheinkarten im Gesamtwert von 500 € zu kaufen. Werden die Codes der Karten an die Betrüger:innen übermittelt, ist das Geld mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weg.

Bitten Freund:innen, Bekannte oder Arbeitskolleg:innen um einen kleinen Gefallen, sagt man in den allerseltensten Fällen nein. Kriminelle nutzen aktuell verstärkt eben jene Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit aus. Sie kontaktieren Ihre Opfer per E-Mail, geben sich als jemand anderer aus und bitten um Unterstützung bei einer „kleinen Aufgabe“.
Es geht dabei um den Kauf von Geschenk-/Gutscheinkarten im Gesamtwert von 500 €. Besorgt das Opfer tatsächlich die Karten und übermittelt den Betrüger:innen dann die jeweiligen Codes, haben diese Zugriff auf den Betrag. Sie können ihn sofort ausgeben, das Geld ist in der Regel weg, eine Rückholung nicht mehr möglich.
Kriminelle nutzen ein Vertrauensverhältnis aus
Das Gefinkelte an der beschriebenen Vorgehensweise ist, dass die Kriminellen mittels Spoofing ihre Identität geschickt verschleiern. Sie geben sich als Person aus, die dem Opfer im realen Leben tatsächlich bekannt ist, die verwendete E-Mail-Adresse wirkt auf den ersten Blick echt. Die Vorgehensweise ist auch als Social Engineering bekannt und nutzt ein bestehendes Vertrauensverhältnis aus.
So läuft der Betrug ab
Ein konkretes Beispiel zum besseren Verständnis: Frau S. ist Funktionärin eines Vereins und hat regelmäßig Kontakt mit anderen Mitgliedern der Vereinsführung. Dadurch besteht ein gewisses Vertrauensverhältnis. Oder einfach ausgedrückt: Man kennt sich.
Eines Tages erhält Fraus S. ein E-Mail mit der Bitte um Unterstützung bei einer kleinen Aufgabe. Vermeintliche:r Absender:in ist ein ihr bekanntes Vorstandsmitglied.

Guten Morgen Susanne,
Hast du einen Moment Zeit? Ich brauche deine Hilfe bei einer kleinen Aufgabe. Ich bin gerade in einer Besprechung und kann nicht sprechen, also antworte bitte hier, wenn du kannst.
Vielen Dank,
Da sie den angeblichen Absender grundsätzlich kennt, schöpft Frau S. zunächst keinen Verdacht und erklärt sich bereit, zu helfen. Die Kriminellen reagieren:
Ich benötige dringend einige Geschenkkarten, da ich Probleme habe, sie online zu bekommen. Bitte lass mich wissen, ob du sie besorgen kannst, damit ich dir sagen kann, welche du holen sollst und wie viel sie kosten sollten. Ich werde dir das Geld zurückerstatten.
Auf eine weitere Nachfrage von Frau S. hin, werden die Betrüger:innen konkreter.
Ich brauche fünf Paysafecards im Wert von jeweils 100 €, also insgesamt 500 €. Du kannst sie in Supermärkten wie Billa, Billa plus, Hofer, Lidl, Spar und Unimarkt finden, sowie in Buchhandlungen und Elektronikgeschäften wie Hartlauer, Libro, Media Markt und Saturn. Sie sind auch an Tankstellen, in Postfilialen und Tabakgeschäften erhältlich.
Frau S. kauft die Karten und fragt nach, wie es denn nun weitergehen soll. Damit die Kriminellen die besorgten Karten auch wirklich nutzen können, benötigen Sie die entsprechenden Codes. Um die bitten sie in der nächsten Nachricht.
Sobald du sie gekauft hast, mache bitte Fotos von der Quittung und den Codes und schicke sie mir als E-Mail-Anhang. Ich bin derzeit in einer Besprechung, also antworte bitte hier. Lass mich wissen, wie du die Erstattung bevorzugst. Vielen. Sie können sie auch online erhalten. Bitte, ich brauche das dringend. Dank!
Frau S. kommt die ganze Sache mittlerweile spanisch vor. Sie bittet um eine kurze Bestätigung der Identität über einen anderen Kanal, in diesem Fall WhatsApp. Darauf sind die Kriminellen natürlich vorbereitet und antworten entsprechend:
Ich bin in einer Besprechung und auf meinem iPad. Eine Erreichbarkeit über WhatsApp ist erst nach dem Treffen möglich. Ich bin es, als besteht kein Grund zur Sorge. Ich erstatte Ihnen nach dem Treffen den Betrag zurück.
Frau S. bricht den Kontakt an dieser Stelle ab und kommt deshalb nicht zu Schaden. Nach der Übermittlung der Codes hätten die Betrüger:innen das gekaufte Guthaben auf den Geschenkkarten sofort nützen können. Das Geld wäre unwiderruflich verloren.
Der hier durchgespielte E-Mail-Verkehr ist nur ein Beispiel von vielen. Die Betrugsmasche läuft immer wieder auch in anderen Währungen (z.B. CHF), mit anderen Gutscheinkarten (z.B. Apple Geschenkkarten) und anderen Shops (z. B. Avec) ab. Die Kriminellen passen die Inhalte also an die Region an, in der sie ihre Opfer suchen.
Wie lässt sich der Betrug erkennen?
Die Kriminellen geben sich große Mühe, die Identität einer anderen Person anzunehmen. Auf den ersten Blick wirkt alles unverdächtig. Wer aber genauer hinsieht, merkt sehr schnell, dass hier etwas nicht stimmen kann. Achten Sie auf folgende Punkte:
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E-Mail-Adresse: In den meisten Fällen wird der echte Name des vermeintlichen Kontakts im E-Mail-Programm angezeigt. Die Domain (also alles nach dem @) ist allerdings falsch bzw. entspricht sie nicht der sonst genutzten Mail-Adresse.
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Ansprache: Achten Sie darauf, ob die Person anders schreibt oder sich anders ausdrückt als üblich. Werden Sie gesiezt statt geduzt? Verwendet sie eine andere Abschiedsformel? (z. B. „mit freundlichen Grüßen“ statt „LG“)
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Häufigkeit: Hat die Person Sie bereits in der Vergangenheit um kleinere Gefallen gebeten oder ist diese Art der Anfrage völliges Neuland? Werden in Ihrem Verein, in Ihrer Organisation etc. derartige Dinge normalerweise per E-Mail geregelt oder doch im direkten (Telefon)Gespräch?
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Nachfragemöglichkeit: Die Betrüger:innen wollen verhindern, dass Sie Kontakt zur „echten“ Person aufnehmen und sich rückversichern. Deshalb bestehen sie auf der Kommunikation via E-Mail. („Ich bin gerade in einer Besprechung und kann nicht sprechen, also antworte bitte hier, wenn du kannst.“) Meldet sich also Ihr Bauchgefühl, versuchen Sie unbedingt, den vermeintlichen Absender auf anderem Wege zu kontaktieren (Telefon, WhatsApp etc.). Lieber einmal zu oft nachgefragt, als 500 Euro verloren.
In einem separaten Artikel haben wir für Sie zusammengefasst, wie Sie gefälschte Mails im Büroalltag erkennen können.
Sie wurden das Opfer von Geschenkkarten-Betrug?
Sollten Sie den Betrüger:innen die Codes der Geschenkkarten bereits übermittelt haben, ist das Geld mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit leider weg. Eine Möglichkeit, es über Ihre Bank zurückzuholen, besteht nicht.
Sie können allerdings die Herstellerfirma der Geschenkkarten kontaktieren und dem Kundendienst den Betrug melden. Haben die Kriminellen die Gutscheine noch nicht eingelöst, besteht die Möglichkeit, sich den Wert der Karten selbst gutschreiben zu lassen. Das Geld wird auf Ihr Konto zurückgebucht.
Wir raten Ihnen außerdem, unbedingt Anzeige bei der Polizei zu erstatten.