Betrügerische Werbeanzeigen: Mehr als 30 Millionen Mal an Personen in Österreich ausgespielt
„Nach 25 Jahren müssen wir schweren Herzens schließen" - solche und ähnliche emotionale Werbebotschaften tauchen derzeit massenhaft auf Meta-Plattformen wie Facebook und Instagram auf. Darin werben vermeintliche Familienbetriebe mit großen Rabatten auf Qualitätsware, weil sie aus tragischen Gründen zusperren müssen. Aber Achtung: Diese Behauptungen sind falsch! Dahinter steckt ein Netzwerk von unseriösen Händlern, die minderwertige Ware aus China liefern und Konsumentenschutzrechte systematisch verletzen.

Im Rahmen einer Schwerpunkterhebung hat das Forschungsteam des Österreichischen Instituts für Angewandte Telekommunikation (ÖIAT) betrügerische Werbeanzeigen untersucht: Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 wurden in Österreich rund 30 Millionen solcher Anzeigen von problematischen Online-Shops ausgespielt. EU-weit lag die Zahl bei etwa 85 Millionen.
Wie sehen die Werbeanzeigen aus?
Die Anzeigen folgen immer demselben Muster: Emotional aufgeladen wird berichtet, dass ein traditionsreiches Unternehmen nach vielen Jahren schließen muss. Als Gründe für die angebliche Geschäftsaufgabe werden häufig schwere Krankheiten, Todesfälle oder der „verlorene Kampf gegen große Konzerne“ genannt. Begleitet von Danksagungen an treue Kund:innen werben die Online-Shops mit großen Rabatten auf vermeintlich hochwertige Qualitätsware, die schnell aus dem Lager muss.

Wer steckt dahinter?
Hinter diesen Werbeanzeigen verbergen sich sogenannte Ghoststores, also Händler ohne echten Firmensitz oder realen Geschäftsbetrieb, die ihre Ware per Dropshipping aus Lagern in China versenden.
Um seriös zu wirken, setzen sie auf professionell gestaltete Websites mit länderspezifischen Domains (z.B. cecilewien.at). Dadurch soll bei Konsument:innen der Eindruck entstehen, dass es sich um ein heimisches Unternehmen handelt. Zusätzlich setzen sie oft künstlich erzeugte Bilder von vermeintlichen Geschäftslokalen oder zufriedenen Kund:innen ein, um den Anschein eines echten Geschäfts zu verstärken.
Erfahrungsgemäß handelt es sich bei den angebotenen Produkten um minderwertige Ware. Die Lieferzeiten sind oft sehr lang, es gibt einen mangelnden Kundenservice und Rücksendungen sind entweder gar nicht möglich oder mit hohen Kosten verbunden. Eine Rückerstattung des Kaufpreises erfolgt in der Regel nicht.

Ist das nicht illegal?
Grundsätzlich verstoßen diese Online-Shops gegen geltende verbraucherschutz- und wettbewerbsrechtliche Bestimmungen. Sie täuschen Kund:innen gezielt über Herkunft, Firmensitz und Qualität der Produkte. Gleichzeitig werden wichtige Rechte wie Rückgabe und Gewährleistung systematisch ignoriert. Das bedeutet: Wer hier bestellt, hat kaum Chancen, sein Geld zurückzubekommen oder defekte Ware umzutauschen.
Zudem umgehen die Betreiber negative Rückmeldungen gezielt: Statt auf Kritik auf Kundenbewertungsplattformen einzugehen, ändern sie einfach den Domainnamen. So entsteht der Eindruck, dass es sich um einen völlig anderen Online-Shop handelt.
Im Zeitraum von Jänner bis April 2025 wurden über 36.000 solcher betrügerischen Werbeanzeigen erstellt. Wir haben zahlreiche dieser Anzeigen an Meta gemeldet. Zwar hat Meta nach unseren Hinweisen einige der gemeldeten Anzeigen entfernt, doch nahezu identische Werbungen tauchen schnell unter neuen Namen wieder auf. Angesichts der Flut täglich neuer Anzeigen lässt sich somit das Problem von extern nicht bekämpfen. Entscheidend wäre, dass Meta selbst gegen diese irreführende Werbung vorgeht.
Beispiele unseriöser Online-Shops:
Folgende unseriöse Online-Shops wurden uns besonders häufig gemeldet:
- Bauer Parndorf
- Bauer Wien
- Berlin Couture
- Cécile Wien
- Kramer Mode
- Meier Modehaus
- Schneider Salzburg
- Steiner Wien
- Vienna Modehaus
Woran kann man unseriöse Online-Shops erkennen?
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Impressum prüfen: Überprüfen Sie das Impressum des Online-Shops genau. Fehlt das Impressum oder befindet sich der Firmensitz außerhalb der EU, sollten Sie vorsichtig sein. In solchen Fällen ist es meist sehr schwierig, Ihre Rechte wie Widerruf oder Gewährleistung durchzusetzen.
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Emotionale Werbung: Seien Sie misstrauisch bei Werbeanzeigen, die sehr emotional aufgeladen sind. Viele unseriöse Online-Shops nutzen erfundene Geschichten, um Konsument:innen zum Kauf zu verleiten.
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Auf KI-Bilder achten: Viele unseriöse Werbungen verwenden durch Künstliche Intelligenz erstellte Bilder oder Videos. Damit sollen beispielsweise echte Ladengeschäfte, zufriedene Kund:innen oder Promi-Testimonials vorgetäuscht werden. Wenn die Versprechungen zu gut klingen, um wahr zu sein, sollten Sie skeptisch sein.
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Rücksendung: Prüfen Sie stets die Rücksendeinformationen auf der Website. Wohin muss die Ware zurückgeschickt werden? Wer trägt die Kosten? Achten Sie darauf, dass die Rücksendeadresse nicht immer der im Impressum genannten Adresse entspricht. Falls unklare oder widersprüchliche Angaben vorliegen, sollten Sie von einer Bestellung besser absehen.
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Bewertungen ansehen: Bestellen Sie zum ersten Mal in einem Online-Shop? Dann sollten Sie vorher Bewertungen lesen. Oft finden sich dort bereits Warnhinweise von anderen Käufer:innen.
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Checken Sie unsere Liste: Neben unserer Liste betrügerischer Online-Shops, führen wir auch eine Liste problematischer Online-Shops. Nutzen Sie außerdem unseren Fake-Shop Detector, der Sie vor betrügerischen und problematischen Angeboten warnt.
Hier finden Sie die Ergebnisse der Schwerpunkterhebung zum Download.